Wer sind die Menschen hinter den #NextLevel-Projekten? Woran wird gerade gearbeitet? Welche Tipps können die Projektmacher anderen geben? In unserer „Nachgefragt“-Interviewserie haben wir mit Radoslav Ganev vom Projekt RomAnity gesprochen.
Lichterkette: Über interaktive, dynamische Plattformen und Kampagnen darauf aufmerksam machen, dass viele großartige Menschen der Minderheitengruppe Sinti und Roma angehören – die Idee ist sehr spannend, wie seid ihr überhaupt darauf gekommen? Was hat euch inspiriert?
RomAnity: Viele Menschen assoziieren recht schnell negative Bilder, wenn es um Sinti und Roma geht. Elend, bittere Armut, Bettler und Ganoven, um nur ein paar zu nennen. Die Minderheitengruppe gehört laut einer Studie der Uni Leipzig zu den Unbeliebtesten überhaupt. Dabei wissen sehr wenige Menschen wirklich etwas über Sinti und Roma. Das wollen wir ändern und eben die positiven Geschichten, die es zu Hauf gibt vorstellen. Inspiriert wurden wir von eben diesen, die mutig auftreten und sich dafür einsetzen, dass ein anderes Bild über Menschen mit Romno-Hintergrund gezeigt wird.
LK: Welcher Moment ist euch besonders in Erinnerung geblieben?
RomAnity: Sinti und Roma sind berühmte Boxer, Fußballspieler, Schauspieler, Musiker, Comedians, Politiker aber auch eben ganz normale Menschen wie du und ich. All diese Geschichten sind beeindruckend. Trotz schwieriger Startbedingungen und Benachteiligungen haben es viele ganz hoch hinaus geschafft. Wir wollen ihre Geschichten vorstellen, aber auch die Probleme, die sie bewältigen mussten.
LK: Was sind derzeit Herausforderungen, denen ihr begegnet?
RomAnity: Aktuell suchen wir nach Personen, die unser Projekt unterstützen und mit Inhalten füllen wollen. Tatsächlich ist die Hürde bei so einem Unterfangen mitzuwirken sehr hoch. Viele Sinti und Roma befürchten Ausgrenzung und Benachteiligung im Alltag, wenn sie wirklich über ihre Zugehörigkeit sprechen. Die aktuelle Bedrohung durch rechtsradikale Kreise untermauern die Ängste.
LK: Kamt ihr mal an den Punkt, aufzugeben oder nicht weiter machen zu wollen? Falls ja, was hat euch in diesen Momenten konkret dazu motiviert dran zu bleiben?
RomAnity: Natürlich haben auch wir zwischendurch einen Punkt erreicht, an dem wir uns gefragt haben, ob das alles realisierbar ist. Das Romanity Team besteht aktuell aus Mitgliedern und wir haben jede Menge zu tun. Aufgeben war und ist keine Option. Wir halten an unserem Motto fest: Mensch sein, Menschlichkeit zeigen, Romanity unterstützen bzw. in diesem Fall vorantreiben. Nach wie vor sehen wir einen großen Bedarf für mehr Aufklärung, Information und eben positive Nachrichten. Wir bleiben also dran.
LK: Was steht bei euch im Jahr 2020 an?
RomAnity: 2020 ist so gesehen unser offizielles Gründungsjahr. Wir werden unsere Homepage online gehen lassen und erste Inhalte zur Verfügung stellen. Geplant ist auch eine kleine Kampagne, die Menschen animieren soll bei uns mitzumachen.
LK: Wie können begeisterte Leser*innen des Interviews euch unterstützen?
RomAnity: Unterstützung ist materiell, ideell und physisch jederzeit willkommen. Falls Leser*innen Interesse an den Themen Minderheitenschutz, Geschichte, Kunst und Kultur der Sinti und Roma haben, können diese sich gerne bei uns melden. Natürlich sind wir auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Jeder noch so kleine Beitrag bringt uns voran. Hierzu einfach das Spendenkonto der Lichterkette e.V. nutzen und den Betreff Romanity angeben.
LK: Was würdet ihr Projektmachern, die mit ihrer Idee noch ganz am Anfang stehen, auf den Weg geben?
RomAnity: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Also dran bleiben.
Danke für das Interview und viel Erfolg!